BERLINISI – FESTIVAL DER JUNGEN DEUTSCHEN UND GEORGISCHEN LITERATUR
Vom 29.8.-02.09.2018 findet das deutsch-georgische Literaturfestival Berlinisi im unabhängigen Literaturhaus Lettrétage statt.
Vorgestellt werden 8 deutsche und 8 georgische Autor*innen, die noch am Anfang ihrer literarischen Karriere stehen, aber bereits durch erste Veröffentlichungen auf sich aufmerksam gemacht haben.
Die Literaturmetropolen Berlin und Tibilisi sollen dabei miteinander in Beziehung gesetzt werden, Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgestellt werden. Transnationales und Transkulturelles soll vermittelt werden.
Berlinisi will mehr als ein übliches Festival sein, es versteht sich vor allem als ein Festival von Autor*innen für Autor*innen. Es will dialogische Reflexionsprozesse anstoßen, Autor*innen zusammenführen, sie miteinander vernetzen, zu Kollaborationen anstiften, Allianzen schmieden, und gleichzeitig das interessierte Publikum in diesen Austausch aktiv einbinden.
Berlinisi versteht sich als ein Festival der offenen, eigendynamischen Präsentationsformate, in den Arbeits-, Lebens- und Produktionsbedingungen literarischer Praxis und Rezeption mitgedacht werden.
Zur Vorbereitung des Festivals trafen die Berliner Autor*innen Paula Fürstenberg, Hendrik Jackson und David Wagner die georgischen Autor*innen Eka Kevanishvili, Tamta Melashvili und Zviad Ratiani in der georgischen Hauptstadt, Tbilisi.
Die konzeptionelle Vorbereitungsphase ist ausdrücklich integraler Bestandteil des Festivals.
Georgien bietet mehr als die Erinnerung an Stalin und Schewardnadse. Goergien ist ein Land voller Gegensätze, eine der ältesten Kulturnationen und Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Es verfügt traditionell über eine sehr lebendige, umtriebige Literaturszene, die vor allem in Deutschland umfassend verlegt und rezipiert wird. Zu den in Deutschland bekanntesten Autor*innen gehören u.a. Aka Morchiladse, Zaza Burchuladze und Nino Haratatischwili.
Tbilisi gilt schon seit längerem als Geheimtip, mit herzlicher Gastfreundlichkeit, wachsender Westorientierung, aber auch mit ungelösten sozialen und gesellschaftlichen Spannungen. Tbilisi – eine Stadt im Wandel – und in vielerlei Hinsicht mit dem Berlin der 90er Jahre vergleichbar.
Neben der konzeptionellen Vorbereitung des Festivals und der Auswahl der einzuladenden Autor*innen ergaben sich spannende dialogische Befragungen, die von den Filmemacher*innen Sabine Carbon und Felix Oehler eindrücklich dokumentiert wurden.
Lebhaft diskutiert wurde, unter welchen Bedingungen heute Schreiben möglich ist, wie man sich allen ökonomischen und gesellschaftspolitischen Zwängen zum Trotz, Freiräume schaffen kann:
- Auf welche literaturbetrieblichen und Marktbedingungen können Autor*innen in Berlin und Tbilisi zurückgreifen, wie sind institutionelle Fördertableaus ausgestaltet, welche Publikationsmöglichkeiten sind vorhanden, wie können junge Autor*innen auf sich aufmerksam machen, welche Auftrittsmöglichkeiten und literarischen Vermittlungsformate gibt es in einem Feld unsicherer Zuschreibungsprozesse?
- Wie organisieren sich Autor*innen, gibt es Kollaborationen, selbstverwaltete Strukturen? Wie vernetzen sich Autor*innen, welche Partnerschaften und Allianzen gehen sie ein? Welche Rolle spielt das Internet, spielen die sozialen Medien?
- Welche Selbstvermarktungsstrategien sind denkbar, wie werden Autor*innen von der Öffentlichkeit wahrgenommen, wie erzeugen sie Öffentlichkeit, wie kann eine literarische Existenz aufrechterhalten werden, obwohl man von ihr nicht leben kann, auf welche finanziellen Standbeine können/müssen Autor*innen zurückgreifen?
- In wie weit ergeben sich durch tagespolitische Ereignisse, gesellschaftliche Konstellationen und Entwicklungen Schreibanlässe? In wie weit beeinflussen Gesellschaft, Medien, Politik, Kirche, Wirtschaft das literarische Feld? Wie wirken sie sich auf die kulturelle Praxis des Schreibens aus?
- Welche aktuellen Schreibpraktiken, Poetiken, (Sub)Szenen, Traditionsbezüge, transdisziplinäre Ansätze oder prägen die jeweiligen Literaturszenen in Berlin und Tibilisi?