Hier Helene Bukowskis Antworten auf unsere 10 Fragen.
1. Welchen Einfluss hat Berlin auf deine Arbeit?
Berlin wirkt immer noch nach. Das Erwachsenwerden in dieser Stadt hat mich sehr geprägt. Immer wieder taucht die Stadt als Fragment in Texten von mir auf, auch wenn ich mich eigentlich inzwischen mehr für verlassene Gegenden interessiere.
2. Was gefällt dir an Berlin? Was nervt dich?
In Berlin aufzuwachsen war ein großer Spaß, aber es war gut, zum studieren woanders hinzugehen. Inzwischen ist mir die Stadt an vielen Stellen fremd geworden. Sie verliert ihre Lücken. Jede Brache wird zugebaut, fast alle Orte, wo ich früher tanzen war, gibt es nicht mehr oder haben andere Namen und selbst die Zugänge zur Spree verschwinden. Das sich die Stadt so stark verändert hat, ist manchmal nicht ganz leicht.
3. Wie nimmst du die Literaturszene in Berlin wahr?
Vielschichtig, jung und weniger verstaubt als in anderen Städten, vor allem was das Veranstaltungsangebot betrifft.
4. An welchem Projekt arbeitest du gerade?
Gerade nur an meinen Roman. Von der Stadt ist er weit entfernt, dafür kommen darin Milchzähne, perlmuttschimmernde Badeanzüge, Kieferwälder und Pelzmäntel vor.
5. Wie bringst du dich für dein Schreiben in Stimmung? Welche Ressourcen, welche Schreibumgebung, -atmosphäre benötigst du?
Im Frühjahr habe ich herausgefunden, dass ich am besten arbeiten kann, wenn ich mich abschotte. Gerade tue ich das am liebsten in einem abgelegenen Haus in der niedersächsischen Provinz. Dort gibt es außer mir nur eine alte Dame, einen Hund, viel Moor, eine riesige Bibliothek und ein ungestörtes Arbeitzimmer. Sich dort zu vergaben funktioniert ausgezeichnet.
6. Wie entwickelt sich ein literarischer Text bei dir?
Er geht immer von Bildern und Beobachtungen aus, die ich in Form von Notizen sammele. Meistens habe ich dadurch auch bereits eine bestimmte Atmosphäre. Von dort aus entwickle ich den Text assoziativ weiter. Das Verknüpfen und Wiederholen von Motiven spielt dabei eine große Rolle.
7. Wieviel Zeit verbringst du pro Woche mit deinem Schreiben, und bist du damit zufrieden?
Das ist ganz unterschiedlich. Mal vergehen Tage ohne ein geschriebenes Wort, dann ist es wieder so, dass ich nichts anderes mache und am liebsten noch nicht ein mal für aufs Klo gehen die Arbeit unterbechen will. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass ich irgendwann zu einem ausgeglichenen Rhythmus komme, aber bisher sind diese Versuche immer gescheitert.
8. Welche aktuellen gesellschaftlichen Themen beschäftigen dich gerade? Und haben sie Auswirkungen auf dein Schreiben?
Gerade setzte ich mich viel mit Rollenbildern auseinander und wie Literatur dabei helfen kann, diese aufzubrechen. Wie müssen Geschichten erzählt werden, damit sie die alten Muster nicht reproduzieren? Welches Potenzial kann in diesen Geschichten stecken?
9. Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich habe schon früh exzessiv gelesen. Und meine Deutsch Lehrer°innen sind sicherlich auch nicht ganz unbeteiligt. Sowohl in der Grundschule als auch später auf dem Gymnasium wurde bei uns das Schreiben von eigenen Texten gefördert. Für mich waren das ideale Bedingungen, die ich allen Kindern und Jugendlichen wünschen würde.
10. Wie nutzt du das Internet und Social Media-Plattformen für dein Schreiben und als Präsentationsort?
Vor allem als Fundgrube. Fotos interessieren mich dabei ganz besonders. Inzwischen habe ich auch ein Archiv für sie angelegt. Jedes Bild das mich irgendwie visuell reizt, wird abgespeichert.