Tag 2: Kiez-Walk durch Friedrichshain

Julia Dorsch erklärt, Titus Meyer, Zura Abashidze und Nika Lashkhia lauschen

Get to know the city! In vier Gruppen führen Einheimische die georgischen Gäste durch Berlin, genauer gesagt durch Kreuzberg, Prenzlauer Berg, den Wedding und Friedrichshain.

Den Kiez-Walk quer durch Friedrichshain leitet Lyrikerin Julia Dorsch, die seit drei Jahren im Viertel wohnt. Begleitet wird sie von Titus Meyer, ebenfalls Lyriker, den beiden georgischen Autoren Zura Abashidze und Nika Lashkhia und Isabella Caldart, der Verfasserin dieses Texts.

Strollin‘ around like locals

Unter diesigem, nieseligen Berliner Himmel, der in keiner Weise an die vergangenen heißen Wochen erinnert, laufen wir von der S-Bahn-Station Warschauer Straße („Wer hier ausgeraubt wird, ist neu in der Stadt oder Tourist!“, so Julia) in Richtung Norden. Großen Eindruck hinterlässt das RAW-Gelände und auch die Simon-Dach-Straße begeistert nicht nur die beiden Georgier, die sie zum ersten Mal sehen. Ein unfreundlicher Fahrradfahrer rast auf dem Bürgersteig ohne zu bremsen in unsere Gruppe. In Georgien, erzählt Zura, der im Englisch deutlich fitter ist als Nika, sind – zumindest theoretisch – die Fußgänger die wichtigste Gruppe im Straßenverkehr.

(später natürlich mit Club-Mate in der Hand)

Nach dem obligatorischen Halt vor der Streetart-Ecke am Kino Intimes (Boxhagener Straße 107) biegen wir auf der Frankfurter Allee westlich ein. Titus deutet nach rechts und erzählt, dass er dort zur Schule gegangen ist. Zura interessiert unterdessen, ob man als Ausländer leicht einen Job in Berlin bekommt und wie viel Geld man monatlich in etwa benötigt, um hier leben zu können (die Meinungen darüber gehen sehr auseinander!). Es ist zu sehen, dass die beiden Gäste sichtlich angetan sind von Berlin.

Den ersten langen Stopp machen wir dann im Secondhand- und Vintage-Laden Humana (Frankfurter Tor 3) – crazy Klamottenanprobe natürlich inklusive! –, in dem Julia am liebsten shoppen geht und in dem auch Nika und Zura an diesem Tag fündig werden.

Ebenfalls auf der Frankfurter Allee befindet sich das Café Tasso (Frankfurter Allee 11) mit einer großen Auswahl an gut erhaltenen Büchern und CDs, zwischen denen man Stunden verbringen kann – und das Beste: Die CDs kosten nur 1,00, die Bücher gerade einmal 1,50 Euro. Während sich die einen Kaffee und Kuchen widmen, verbringen die anderen lange Zeit im Kellergeschoss zwischen den vollgepackten Regalen. Julia erzählt, wovon ihre Gedichte handeln, und Zura empfiehlt das Frühjahr als beste Reisezeit für Georgien.

Zum Schluss laufen wir parallel zur Frankfurter Allee die Rigaer Straße entlang, die die beiden Gesichter Berlins perfekt widerspiegelt: Auf der einen Seite besetzte und linke Häuser, auf der anderen Seite erst vor Kurzem konstruierte Gebäude. Die Straßenführung selbst ist kurz vor Julias Wohnung wegen einer Baustelle unterbrochen (noch mehr neue Eigentumswohnungen!), weswegen wir einen Umweg gehen müssen. Bei ihrem bevorzugten Falafelladen Haroun (Rigaer Straße 42) bewaffnen wir uns mit guter und günstiger Falafel und Shawarma, die wir dann in der charmanten WG von Julia und ihrer Mitbewohnerin verzehren, bevor es müde, glücklich und satt zurück nach Kreuzberg in die Lettrétage geht.

(Genau, so sieht es bei Julia Dorsch zu Hause aus)

Text und Fotos: Isabella Caldart

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