Im Gespräch mit Ketevan Meparidze und Marie Gamillscheg

Der letzte Tag von Berlinisi ist angebrochen, hinter den 16 georgischen und deutschen Autor*innen liegen vier Tage voller Workshops, Lesungen und Performances. Ketevan Meparidze und Marie Gamillscheg ziehen im Interview ein erstes Fazit.

Ketevan Meparidze und Marie Gamillscheg
Ketevan Meparidze und Marie Gamillscheg © Juliane Noßack

Der letzte Berlinisi-Tag ist angebrochen. Welche Erwartungen hattet ihr an das Festival und inwieweit wurden sie erfüllt?

Ketevan Meparidze: Meine größte Erwartung war, dass ich mit deutschen Autor*innen in Kontakt komme und herausfinde, wie sie leben und welche Probleme sie beim Schreiben haben. Das alles konnte ich erfahren und noch viel mehr aus all diesen Begegnungen mitnehmen. Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt, mit denen ich unbedingt in Verbindung bleiben will.

Während der langen Lesenacht gestern hatte ich außerdem das Gefühl, das Publikum ist wirklich neugierig auf meine Geschichten und dass ich unbedingt weiterschreiben muss, weil es da Menschen gibt, die sich für meine Texte interessieren. Zu sehen, wie das Publikum auf meine Texte reagiert, war einfach ein fantastisches Gefühl. Während meine Kurzgeschichte auf Deutsch vorgelesen wurde, konnte ich vorn und sitzen und die Reaktionen der Leute beobachten – das war eine ziemlich große Sache und sehr emotional für mich.

Marie Gamillscheg: Auch ich habe auf einen spannenden Austausch mit georgischen Autor*innen gehofft und wurde nicht enttäuscht. Ehrlich gesagt wusste ich vorher gar nichts über die junge Literaturszene in Georgien. Ich bin froh, dass ich sie hier kennenlernen durfte und hoffe ebenfalls, mit all diesen Menschen in Kontakt zu bleiben.

Welcher Programmpunkt hat euch bis jetzt am besten gefallen?

Ketevan: Mir ganz klar die lange Lesenacht gestern Abend. Ich hatte ganz andere Erwartungen, war sehr aufgeregt und hatte Angst, dass meine Texte vielleicht niemanden interessieren würden. Im Nachhinein war die Lesenacht das Beste überhaupt.

Marie: Auch mir hat die Georgisch-Deutsche Lesenacht am besten gefallen. Ich dachte vorher: »Oh mein Gott, 16 Lesungen, sechs Stunden … das wird sooo lang!« Aber es kam ganz anders. Wir Autor*innen sind als Gruppe zusammengewachsen. Deshalb mochte ich auch die Zeit zwischen den Programmpunkten, die kleinen Pausen, in denen man sich zu zweit unterhalten und noch besser kennenlernen konnte.

Glaubt ihr, das Festival wird Einfluss auf euer Schreiben haben?

Ketevan: Es ist schwierig zu sagen, was in der Zukunft passieren wird. Während der »Shut Up and Write«-Session habe ich begonnen, eine Kurzgeschichte zu schreiben. Wir hatten eine Stunde Zeit und ich schrieb drei oder vier Seiten, was wirklich viel ist für mich. Ich hoffe also, dass ich daran weiterarbeiten kann und auch in Georgien in dieses Feeling komme, das ich während der Session hatte. Die Atmosphäre hier hat mir unglaublich geholfen.

Marie: Ich glaube, es wird keinen direkten Einfluss auf mein Schreiben haben. Aber ich denke, es wird mich indirekt in meiner Rolle als Autorin beeinflussen und es ist einfach schön, diese Leute hier kennengelernt zu haben – auch diese ganzen Begegnungen werden sich indirekt auf mein Schreiben auswirken.

Ketevan, kanntest du einige der deutschen Autor*innen schon vorher?

Ketevan: Nein, aber ich hatte im Vorfeld georgische Übersetzungen ihrer Texte bekommen, mir aber vorgenommen, sie erst zu lesen, wenn ich zurück in Georgien bin – an einem gemütlichen Ort, in völliger Entspannung. Außerdem wird es eine viel schönere Lektüre jetzt, nachdem ich die Autor*innen auch persönlich kenne. Das wird noch mal ein kleines Highlight für mich, denn ich bin wirklich gespannt, ob die Übersetzungen mir helfen können, die individuelle Art des Schreibens jedes Einzelnen zu ergründen.

Marie, wirst du bald mal nach Georgien reisen?

Marie: Ich hoffe es sehr! Ich habe viele Freund*innen, die bereits dort waren, um zu wandern oder Tbilisi zu erkunden und ich wollte schon lange auch dorthin. Also ja, ich würde sehr gerne bald nach Georgen reisen …

Ketevan: Du kannst auf jeden Fall bei mir übernachten! Es wäre einfach schön nach dieser Zeit in Berlin, dich bei mir willkommen zu heißen. Ich könnte dir auf jeden Fall all die guten Plätze zeigen …

Marie: Oh wow, Dankeschön! Na dann ist das wohl abgemacht.

Danke für das Interview, liebe Ketevan und Marie.